Franz Schuberts Messe in G-Dur gehört zu den beliebtesten Messordinarien: Die reizvolle liedhafte Melodik besonders im Kyrie und im Credo bildet einen zauberhaften Kontrapunkt zu konzertanteren Passagen im Gloria oder im Sanctus. Lange Zeit hielt man eine reine Streicherbesetzung des Orchesters für Schuberts endgültige Fassung, während einen Version mit Holz- und Blechbläsern sowie Pauken für eine Erweiterung des Bruders Ferdinand Schubert gehalten wurde. Seit Mitte der 90er Jahre allerdings ist bekannt, dass die Stimmen für die Trompeten und Pauken von Franz Schubert selbst zum Gebrauch "ad libitum" hinzukomponiert worden sind. Die vorliegende Edition bietet diese sog. "Klosterneuburger Fassung" – mit Trompeten und Pauken ad libitum, aber ohne Ferdinands Holzbläserstimmen – als Urtext gemäß Schuberts eigener Besetzungsintention.
Auch in einer Fassung der Reihe "Chor & Orgel" (Carus 40.675/45) erhältlich.
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Komponist*in
Franz Schubert
| 1797-1828Die Kirchenmusik beschäftigte Franz Schubert sein Leben lang: Ein Teil davon entstand als Auftragswerk unter anderem für den Kirchenchor seiner Heimatgemeinde und erweist sich als stark praxisorientiert. Schubert komponierte somit nicht mehr nur für Berufsmusiker, sondern für bürgerliche Gemeindemitglieder. Seine Werke sind für mannigfache liturgische Gelegenheiten bestimmt und von unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad und Umfang; somit werden sie auch den heutigen kirchenmusikalischen Bedürfnissen in idealer Weise gerecht. Einfache, schlichte Sätze stehen neben anspruchsvolleren Chorpartien und solistisch-virtuosen Konzertstücken. Der Carus-Verlag strebt Vollständigkeit im Bereich von Schuberts Kirchenmusik an: Zu entdecken gilt es ein spannungsreiches Œuvre; in seinen liedhaften, harmonisch tiefgründigen Elementen spiegelt es eine typisch Schubertsche Ausdruckswelt wider: Werke von großer Überzeugungskraft und ausnehmender musikalischer Schönheit. zur Person
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Herausgeber*in
Bernhard Paul
| 1950-2018
Rezensionen
Franz Schubert Missa in G D 167
Franz Schubert Missa in G D 167
Im Chorherrenstift Klosterneuburg hat der Herausgeber der bekannten G-Dur Messe, Bernhard Paul, die von Franz Schuberts Hand stammenden Stimmen für zusätzliche Trompeten und Pauken gefunden. So hat man nun das Original vor sich, in einer Ausgabe, aus der es sich wegen des schönen und übersichtlichen Druckbildes vortrefflich musizieren lässt. Die verkleinerte Partitur im Taschenbuchformat ist bei Carus [ ] erhältlich.
Roland Büchner
Quelle: Musica Sacra 4/1997, S. 418
Schubert, Franz (1797-1828): Missa in G
Wer hätte das für möglich gehalten? Die bekannte, als reine „Streicher-Messe” geltende kleine Ordinariumsvertonung in G-Dur von Schubert ist wegen der im Chorherrenstift Klosterneuburg gefundenen autographen Trompeten- und Paukenstimmen neu zu entdecken. Die bisher erschienenen Editionen orientieren sich nur an der autographen Partitur, in der die Trompeten- und Paukenstimmen die Handschrift des Bruders Ferdinand zeigen und demzufolge in den bis dato erschienenen Editionen weggelassen wurden. Dieser hatte jedoch nur Franz Schuberts eigenhändig geschriebene, aber jetzt erst wiederentdeckte Stimmen in die Partitur übertragen.
Neben diesem Stimmenzuwachs sind auch gewichtige Änderungen hinsichtlich des Tempos, der Phrasierung, der Dynamik und der Melodie zu beobachten, die in den autographen Stimmen zu finden sind, aber offenbar aus Zeitmangel von Schubert nicht in die Partitur übertragen wurden. Alle diese - von Franz Schubert selbst autorisierten - Eingriffe in die Kleine G-Dur- beinhalten zwangsläufig eine Korrektur des bisherigen Bildes dieser Komposition. Zum ersten mal liegt auch eine vollständige autographe Bezifferung des Generalbasses vor. Vorbildliche Ausgabe mit umfangreichem Vorwort und kritischem Bericht.
Bernhard Schüth
Quelle: Musik im Bistum Essen I/1996, S. 55f.