Mit einer Aufführungsdauer von etwa 10 Minuten zählt Schuberts Magnificat D 486 in C-Dur zu den gebündelteren Vertonungen des bekannten, ursprünglich zur Vesper-Liturgie gehörigen marianischen Canticumstextes. Es entstand im Spätsommer 1815 und gehört somit vermutlich in die Reihe jener kirchenmusikalischen Kompositionen, die Schubert als Jugendlicher für die Lichtenthaler Pfarrkirche geschaffen hat. Das Werk verlangt ein groß besetztes Orchester mit Streichern sowie Holz- und Blechbläsern. Dem vierstimmigen Chor stehen vier Solisten gegenüber, welche als Quartett den ruhigen mittleren der insgesamt drei Teile des Werks gestalten.
Für die Carus-Ausgabe konnte erstmals seit 1888 wieder Schuberts eigene Partiturhandschrift seines Magnificat hinzugezogen werden, die bis 1989 als verloren gegolten hatte.
Inhaltsverzeichnis
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Komponist*in
Franz Schubert
| 1797-1828Die Kirchenmusik beschäftigte Franz Schubert sein Leben lang: Ein Teil davon entstand als Auftragswerk unter anderem für den Kirchenchor seiner Heimatgemeinde und erweist sich als stark praxisorientiert. Schubert komponierte somit nicht mehr nur für Berufsmusiker, sondern für bürgerliche Gemeindemitglieder. Seine Werke sind für mannigfache liturgische Gelegenheiten bestimmt und von unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad und Umfang; somit werden sie auch den heutigen kirchenmusikalischen Bedürfnissen in idealer Weise gerecht. Einfache, schlichte Sätze stehen neben anspruchsvolleren Chorpartien und solistisch-virtuosen Konzertstücken. Der Carus-Verlag strebt Vollständigkeit im Bereich von Schuberts Kirchenmusik an: Zu entdecken gilt es ein spannungsreiches Œuvre; in seinen liedhaften, harmonisch tiefgründigen Elementen spiegelt es eine typisch Schubertsche Ausdruckswelt wider: Werke von großer Überzeugungskraft und ausnehmender musikalischer Schönheit. zur Person
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Herausgeber*in
Salome Reiser
| 1965-2014
Rezensionen
Schubert/ Magnificat
Schubert: Magnificat
Eine wunderbare Komposition, welche es wert wäre, öfter aufgeführt zu werden. Das neunminütige Werk, ist in drei Teilen konzipiert, deren beiden äußere aufeinander Bezug nehmen und einen lyrischen solistischen Mittelteil umrahmen. Der Solosopran wird hier bis zum b” geführt.
Die Orchesterbesetzung mit Streichern, Oboen, Fagotten, Trompeten, Pauken und Orgel entspricht in etwa dem der zeitgenössischen „Missa solemnis” und ist somit für festliche Anlässe besonders geeignet. Schubert hat die Verse 49 und 50 des Lukas-Evangeliums ausgelassen und weicht im Ersten Teil von der Textvorlage ab, indem er den Anfangsvers wiederholt und somit die musikalische Struktur gegenüber dem Text dominieren lässt. Die Tatsache, dass an den Chor keine großen Anforderungen gestellt werden, sollte helfen, dass das Werk in dieser hervorragend gemachten Ausgabe eine große Verbreitung findet.
Quelle: Musica Sacra 4/1998, S. 407