Lux aeterna ... for 10-16 parts. Werke von Ligeti, Scarlatti, Boyd und Mahler (Bernius)
Ausgezeichnet mit dem Preis der deutschen Schallplattenkritik
Inhaltsverzeichnis
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Vorwortverfasser*in
Clytus Gottwald
| 1925-2023Der Chordirigent, Komponist und Musikwissenschaftler Clytus Gottwald (1925 – 2023) hat für die zeitgenössische Chormusik wesentliche Beiträge geleistet. Als Redakteur für Neue Musik beim Südfunk Stuttgart sowie Gründer und Leiter der Schola Cantorum Stuttgart stand er in produktivem Austausch mit seinen die Neue Musik begründenden Zeitgenossen Pierre Boulez, Mauricio Kagel, György Ligeti, Luigi Nono, Karlheinz Stockhausen und vielen anderen. Gottwald prägte mit seiner Schola Cantorum, einem 16-stimmigen Kammervokalensemble, maßgeblich die heute selbstverständlich gewordene A-cappella-Chorkultur auf höchstem technischem Niveau. Seine Transkriptionen von Klavierliedern oder Instrumentalstücken für vielstimmigen Chor a cappella, die in ihrer an Ligeti geschulten Satzweise höchste musikalische Ansprüche stellen, werden von Chören auf der ganzen Welt geschätzt. Clytus Gottwald wurde für seine Verdienste mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Kulturpreis Baden-Württemberg 2009, dem Preis der Europäischen Kirchenmusik 2012 und dem Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland 2014. Seine Bedeutung für die Entwicklung der zeitgenössischen Chormusik kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. zur Person
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Chor
Kammerchor Stuttgart
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Dirigent*in
Frieder Bernius
| 1947Die Arbeit von Frieder Bernius findet weltweit große Anerkennung. Als Dirigent wie als Lehrer ist er international gefragt. Seine künstlerischen Partner sind vor allem der Kammerchor Stuttgart, das Barockorchester Stuttgart, die Hofkapelle Stuttgart und die Klassische Philharmonie Stuttgart. Den Grundstein für seine außergewöhnliche Karriere legte 1968 die Gründung des Kammerchors Stuttgart, den er bald zu einem der führenden Ensembles seiner Art machte. Ob Vokalwerke von Monteverdi, Bach, Händel, Mozart, Beethoven, Fauré und Ligeti, Schauspielmusiken von Mendelssohn oder Sinfonien von Haydn, Burgmüller und Schubert – stets zielt die Arbeit von Frieder Bernius auf einen am Originalklangideal orientierten, zugleich unverwechselbar persönlichen Ton. Wiederentdeckungen von Opern des 18. Jahrhunderts widmet er sich ebenso wie Uraufführungen zeitgenössischer Kompositionen. Ein besonderes Interesse gilt der südwestdeutschen Musikgeschichte. Frieder Bernius’ Arbeit ist im Label Carus vielfach auf Schallplatte und CD dokumentiert. Viele Einspielungen wurden mit internationalen Schallplattenpreisen ausgezeichnet. Im Rahmen des Deutschen Chorfests in Stuttgart wurde Frieder Bernius vom Carus-Verlag für seine Gesamteinspielung der geistlichen Vokalmusik von Felix Mendelssohn Bartholdy mit einer Goldenen CD ausgezeichnet. zur Person
Rezensionen
Lux aeterna
Schon die ersten Einsätze lassen die warme, melancholische Atmosphäre dieser Interpretation erahnen, die nach dem letzten Klang jeden in betroffener Ehrfurcht ob dieser Schönheit zurücklässt.
Chorzeit, März 2017
Lux aeterna
Superlative sollten in einer Kritik nur sehr sparsam verwendet werden. Für diese Aufnahme jedoch wäre alles andere als das höchste Lob unangemessen. Schon die Werkauswahl beweist einen seltenen Mut zum Außergewöhnlichen. Im Zentrum steht das „Stabat mater” von Domenico Scarlatti, das von zehn Solisten in vollendeter Schönheit gesungen wird. Der Kammerchor Stuttgart wagt sich aber in kühner und sinnreicher Vermählung der Epochen auch an Ligetis visionäre Komposition „Lux aeterna”, an die traumverlorene Musik der Australierin Anne Boyd (Jg. 1946) und zum Schluss an Mahlers Rückert-Lied „Ich bin der Welt abhanden gekommen” in einer Bearbeitung von Clytus Gottwald, die ihm so gut gelungen ist, dass sie dem Original ebenbürtig erscheint. Der Kammerchor Stuttgart stellt sich unter Frieder Bernius höchsten geistigen, musikalischen und technischen Anforderungen – und er meistert sie mit einer Überlegenheit die uneingeschränkte Bewunderung verdient. Obendrein wurde der Gesang natürlich und präsent aufgezeichnet. Eine erstaunliche, maßstabsetzende CD!
Susanne Stöhr
Quelle: KLASSIK heute 9/2001, S. 75
Die Einspielung von Ligetis „Lux aeterna”, Scarlattis „Stabat Mater”, Boyds „As I Crossed” und Mahlers „Ich bin der Welt abhanden gekommen” belegt aufs nachdrücklichste, dass zum einen Frieder Bernius zu den vielseitigsten deutschen Dirigenten und Chorerziehern zählt und zum andern der Kammerchor Stuttgart ein Spitzenensemble der Extraklasse mit hervorragenden Solistinnen und Solisten ist. Scheinbar mühelos werden die schwierigsten Passagen gesungen, klangschön, ausdrucksstark, intonationssicher, musikantisch . Egal, ob es sich um Ligetis Kompositionsauftrag der Schola Cantorum Stuttgart für 16 Solostimmen handelt, ob Scarlattis „Stabat mater” für 4 Soprane, 2 Alte, 2 Tenöre, 2 Bässe und Basso continuo in solistischer Besetzung musiziert wird, ob Anne Boyds Werk, für das die 1946 in Sydney (Australien) gebürtige Komponistin die Motive zu der 16-stimmigen Komposition der japanischen Lyrik des 11. Jahrhunderts entnahm, auf dem Programm steht oder Gustav Mahlers aus den Fünf Liedern nach Texten von Friedrich Rückert stammendes Orchesterlied „Ich bin der Welt abhanden gekommen” in einer Bearbeitung von Clytus Gottwald für 16 Stimmen – immer ist das Ergebnis eine in sich stimmige, von höchster Intensität und Musikalität getragene Interpretation! Eine äußerst dichte und überzeugende Einspielung, zu der nur alle daran Beteiligten beglückwünscht werden können!
Quelle: Singende Kirche 3/2001, S.176