im Donner der Zeit
2021
Die Zeit rennt, ja sie rast – und dann wieder bleibt sie stehen und die Sekunden verrinnen kaum wahrnehmbar wie einzelne Tropfen aus zähem Pech. Zeit kann man gewinnen und Zeit kann man verlieren – man kann sie stehlen, doch man kann sie auch verschenken. Aber man kann sie nicht fassen, man kann sie nicht anhalten: alles fließt und die Unabwendbarkeit dieses Fließens ist das, was Leben ausmacht.
Zeit kann man nicht halten, nicht schmecken, nicht riechen, nicht sehen. Doch gerade dann, wenn sie stehenzubleiben scheint, wenn die Minuten zu Stunden werden, wenn es keine Bewegung mehr zu geben scheint, sondern nur noch Stillstand – dann ist er zu hören: der raumgreifende, tosende, ohrenbetäubende, erschreckende Donner der Zeit.
Dorothea Hofmann
Einzelausgabe aus dem Orgelbuch Orgelmusik in Zeiten von Corona (Carus 18.220/00)
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Komponist*in
Dorothea Hofmann
| 1961Die Werke der Pianistin, Komponistin und Musikwissenschaftlerin Dorothea Hofmann, 1961 in Bamberg geboren, wurden bereits u.a. in Australien, Brasilien, Südkorea und Japan aufgeführt. Ihr umfangreiches Repertoire umfasst Orchesterwerke und Kammermusik ebenso wie Lieder, Chor- und Solowerke. Hofmann wurde 1993 beim internationalen Gaudeamus-Interpreten-Wettbewerb Rotterdam im Fach Klavier ausgezeichnet und erhielt 2007 als Komponistin das Künstler-Stipendium Palazzo Barbarigo della Terrazza in Venedig. Sie studierte Chorleitung, Klavier, Philosophie und Musikwissenschaft in München, Salzburg und Augsburg und lehrt heute als Professorin für Musikwissenschaft und Musiksoziologie an der Hochschule für Musik und Theater München. zur Person