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Komponist*in
Joseph Haydn
| 1732-1809Als Kapellmeister des Fürsten Esterházy schuf Haydn neben zahlreicher Instrumentalmusik und verschiedenen Opern auch gewichtige Beiträge zur Kirchenmusik, u.a. die vierzehn lateinischen Messen, von denen allerdings nur zwölf authentisch bzw. vollendet sind; dazu Motetten und Offertorien, zwei gewichtige Te-Deum-Vertonungen, zwei Salve Regina, ein Stabat Mater sowie die unterschiedlichen Fassungen der Sieben Worte des Erlösers am Kreuze. Die Messen sind, mit Ausnahme der Jahre 1783–1795, zwischen 1749 und 1802 kontinuierlich entstanden und bilden damit die Gattung, mit der sich Haydn am längsten beschäftigt hat. Die bis 1782 komponierten sechs (authentischen bzw. vollständigen) Messen sind stilistisch sehr unterschiedlich, neben kurzen Missae breves stehen auch ausgedehnte Messen mit reicher Orchesterbesetzung; dagegen bilden die sechs, ab 1796 entstandenen sog. späten Messen eine vergleichsweise homogene Gruppe groß besetzter und umfangreicher Werke. Mit seinen beiden großen Oratorien „Die Schöpfung“ (1798) und „Die Jahreszeiten“ (1801) begründet Haydn die Tradition des bürgerlichen deutschen Oratoriums. zur Person
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Herausgeber*in
Wolfgang Hochstein
| 1950
Rezensionen
Joseph Haydn: Missa in Angustiis
Joseph Haydn: Missa in Angustiis
Zwischen den beiden großen Oratorien, der Schöpfung und den Jahreszeiten schuf Haydn als drittes der „Hochämter” im Sommer 1798 die Missa in d-moll. Der Name „in Angustiis” reflektiert die damalige politische Situation in Europa während der Koalitionskriege. In der Nelson-Messe, wie auch in der so genannten „Paukenmesse” (Missa in tempore belli) sind kriegerische Trompetensignale und Marschrhythmen anzutreffen. In der originalen Instrumentation ist von Haydn, neben den Streichern und der Orgel, ein Trompetensatz von drei Trompeten und Pauken vorgesehen. Die dritte Trompete hat dabei eine reine Verstärkungsfunktion im Tutti und ist überdies nur im Kyrie und Benedictus vorgesehen. Die Orgel ist über die Generalbassfunktion hinaus auch mit solistischen Aufgaben ausgeschrieben. Erst 1803 kam die Messe mit erweiterter Bläserbesetzung heraus, bei der die solistischen Orgelpartien auf Holzbläser und Hörner, nicht von Haydns Hand, aber in dessen Auftrag, übertragen wurden. Die vorliegende Ausgabe gibt Holzbläser- und Hörnerstimmen ebenfalls wieder, doch hat die Originalinstrumentation durchaus großen Reiz und ist zudem, wegen des geringeren Besetzungsaufwands, wirklich „aufführungsfreundlich”. Partitur, Klavierauszug, Chorpartitur und das gesamte Orchestermaterial für alle Besetzungsvarianten liegt in schönem Druck beim Carus-Verlag vor.
Quelle: Musica Sacra 2/92, S. 161f.
Die sechs großen späten Messen Haydns verlangen neben vier Solisten und dem Chor einen verhältnismäßig großen instrumentalen Apparat (3 Trompeten, Pauken, Streicher, Continuo und Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, Fagott und 2 Hörner ad libitum). Die Messe ist im schwierigen Jahr 1798 entstanden, ihr Beiname „Nelson-Messe” weist auf einen wichtigen Gegenspieler der Franzosen hin, wenn auch die Geschichte, dass Haydn bei der Niederschrift die Nachricht vom Sieg Nelsons über die Franzosen empfangen habe, ins Reich der schönen, aber nicht der wahren Anekdoten gehört. Sicher ist, dass Haydn die Messe am 23. September 1798, dem Namenstag der Fürstin Maria Josepha Hermengilda, erstmals aufgeführt hat. Das Werk dauert an die dreiviertel Stunden, und es verlangt von den Streichern und Solisten einiges an Können. Wolfgang Hochstein legt diese Partitur, die graphisch hervorragend gestaltet ist, vor. Mit dem informativen Vorwort und dem kritischen Bericht genügt sie auch wissenschaftlichen Ansprüchen.
Quelle: Singen und Musizieren im Gottesdienst 4/92, S. 234