1866 komponierte Anton Bruckner seine feierliche e-Moll-Messe, die er in den Jahren 1876–1882 noch einmal einer umfangreichen Revision unterzog. Unter den Messen Bruckners und auch seiner Zeitgenossen sticht das für eine Aufführung im Freien komponierte Werk schon aufgrund seiner Besetzung heraus. In ihr wird auf Streicher und Orgel zugunsten einer Begleitung allein durch „Harmoniemusik“ (Bläser) verzichtet. Die vorliegende wissenschaftlich-kritische Neuedition dieser zweiten Fassung berücksichtigt erstmals die erhaltenen Stimmen aus dem Bruckner-Archiv von Stift St. Florian und die im Jahr 2016 wiederentdeckten Chorstimmen aus den Beständen des Linzer Domchorarchivs. Diese ermöglichten es, sowohl in Bezug auf die Besetzung einzelner Stellen als auch hinsichtlich der Artikulation oder Dynamik präzisere editorische Entscheidungen zu treffen.
Auch in einer Fassung der Reihe Chor & Orgel (Carus 27.093/45) erhältlich.
Hier finden Sie Vorschläge für Intonationen zu Gloria und Credo: PDF
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Komponist*in
Anton Bruckner
| 1824-1896Anton Bruckner wurde 1824 in Ansfelden (Österreich) geboren und hatte kein sonderlich einfaches Leben. Der österreichische Komponist stammte aus einfachen, ländlichen Verhältnissen und wurde ein Leben lang von Selbstzweifeln geplagt. Nach dem Tod seines Vaters wurde er im Alter von 13 Jahren als Sängerknabe im Stift Sankt Florian aufgenommen. Nach mehreren Jahren als Schulgehilfe und einem autodidaktischem Orgel- und Klavierstudium arbeitete er zunächst als Organist in Sankt Florian. 1855 wurde er als Domorganist in Linz eingesetzt. Nach einer Einführung in Musiktheorie und Instrumentation durch Simon Sechter und Otto Kitzler, entdeckte Bruckner Richard Wagner als künstlerisches Vorbild, den er zeit seines Lebens bewunderte und auch mehrfach in Bayreuth besuchte.
1868 wurde Anton Bruckner Professor für Generalbass, Kontrapunkt und Orgel am Konservatorium in Wien, zehn Jahre später Hoforganist. 1891 bekam er schließlich einen Ehrendoktor der Wiener Universität. Er galt als wichtiger Orgelvirtuose seiner Epoche, seine kompositorische Anerkennung ließ jedoch auf sich warten. Erst die zwischen 1881 und 1883 entstandene Symphonie Nr.7 in E-Dur mit dem unter dem Eindruck von Wagners Tod entstandenen berühmten Adagio brachte die erhoffte Anerkennung, auch wenn er sie angesichts seiner Tendenz zur Skepsis und Selbstkritik nicht wahrhaben wollte.
Anton Bruckner war ein Einzelgänger, der sich keiner Schule oder Lehrmeinung anschließen wollte. Er schrieb sowohl geistliche als auch weltliche Werke in all ihren Facetten. Neben zahlreichen Motetten komponierte Bruckner drei Messen, die Missa Solemnis b-Moll (1854) und das beim Carus-Verlag erhältliche Te Deum (1881–84; CV 27.190/00). Als Symphoniker schrieb er von 1863 an insgesamt neun Symphonien und viele symphonische Studien, wobei er dazu neigte, fertige Fassungen mehrfach zu überarbeiten. Bruckners Orchesterwerke galten lange als unspielbar, waren aber lediglich für die Tonsprache ihrer Zeit ungewöhnlich kühne, die Traditionen von Beethoven über Wagner bis zur Volksmusik vereinende Klangmonumente an der Grenze von Spätromantik und Moderne. zur Person
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Herausgeber*in
Dagmar Glüxam