Sommaire
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Compositeur
Felix Mendelssohn Bartholdy
| 1809-1847
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Éditeur
Pietro Zappalà
Critiques
Felix Mendelssohn Bartholdy: „Gloria”
Felix Mendelssohn Bartholdy: ”Gloria”
Anhand eines ZeIter-Briefes an Goethe kann das Entstehungsdatum dieses eigenwilligen Stückes ermittelt werden: zwischen Dezember 1821 und Februar 1822, in unmittelbarer Nähe zum „Magnificat” und einigen Psalm-Motetten. Mit Sicherheit hat Mendelssohn bei dem „Gloria” nie an den Vorgriff auf eine Messkomposition gedacht, sondern an die Konzeption eines eigenständigen Werkes. Der kantatenähnliche Aufbau sieht eine dramatische Abfolge von großen Chorsätzen im Wechsel mit Solo-Arien vor. Obwohl es ein „Frühwerk” ist, mangelt es ihm keinesfalls an kompositorisch eigenständiger Souveränität: effektvolle Chorsätze mit polyphonen Strukturen (Doppelfuge am Schluss), kontrastreiche Soloabschnitte mit lyrischen Passagen („Domine”), Solo-/ Chorwechseln oder ebenfalls polyphonen („Gratias”) Elementen, und ein farbenreicher romantischer Orchestereinsatz. Die Partiturausgabe besticht durch ein mehr als ausführliches Vorwort, Faksimile-Seiten, besten Notendruck und einen umfangreichen Kritischen Bericht; der Klavierauszug imitiert trotz pianistischer Gesetzmäßigkeiten den orchestralen Klang. Für alle Chöre, die nicht gleich einen „großen Mendelssohn” singen wollen/ können, bestens geeignet.
Reiner Schuhenn
Quelle: Musica Sacra, 120 Jahrgang Heft 2, S. 41/ 42
Dieses ausführliche und groß (je doppelte Flöten, Oboen, Klarinetten, Fagotte, Hörner und Trompeten; Pauken und Streicher) besetzte Werk schrieb Mendelssohn 1821/22, mit ca. 12 Jahren. Der Herausgeber beschreibt es in seinem Vorwort detailgetreu, es ist der erste Versuch des Komponisten, eine mehrteilige Kantate zu schaffen; ein „Schwesterwerk” ist das fast gleichzeitig entstandene Magnificat, das auch eine fast identische Besetzung aufweist. Der Chor hat hier dankbare Aufgaben, die Fugen atmen natürlich barocken Geist, die Soli singen in verschiedenen Ensemblebesetzungen, ariose Züge fehlen. Man mag die Aufführung eines solchen Werks als Herausforderung sehen, Meisterwerke kann ja jede(r) musizieren, einem Genie im Entwicklungsstadium zu begegnen ist sicher etwas Besonderes - etwa im programmatischen Gegenüber mit dem Jungen Mozart. Jedenfalls sei dem Carus-Verlag gedankt, dass er im Rahmen seiner Mendelssohn-Ausgabe nicht nur, die „highlights” präsentiert, Die Ausgabe entspricht, einschließlich Klavierauszug, der Qualität, die man aus diesem Hause gewohnt ist.
Reinhard Krämer
Quelle: Württembergische Blätter für Kirchenmusik 6/2000, S. 34/35