Vollmer: Paul und Paula oder Die Legende vom Glück ohne Ende - Sheet music | Carus-Verlag

Ludger Vollmer Paul und Paula oder Die Legende vom Glück ohne Ende

Musiktheater 2003/04

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Grundlage des Werkes ist Ulrich Plenzdorfs Roman Paul und Paula oder Die Legende vom Glück ohne Ende, eine der schönsten Liebesgeschichten der 1970er Jahre, die vor allem in der früheren DDR auch durch Heiner Carows Kinofilm Paul und Paula einen hohen Bekanntheitsgrad erlangt hat. Mit seinem Opernerstling betritt der Komponist, der sich durch sehr alte (modale) europäische bzw. durch außereuropäische Kompositionstechniken inspirieren ließ, aber auch Elemente des Hip Hop und Rock verwendet, dramaturgisch und musikalisch unberührtes Terrain. Sein Musiktheaterstück, grundsprachlich mit stark melodisch-rhythmischem Gestus, ist im Zwischenbereich von Oper und Musical angesiedelt. Es geht über den Kinofilm von Heiner Carow, in dem aus zeitpolitischen Gründen nur der erste Teil des Romans aufgenommen wurde, hinaus und führt die Handlung im zweiten Teil bis zum Verschwinden Pauls fort. Bei der Auswahl des Stoffes war Vollmer vor allem der psychosoziale Konflikt hinter dem politischen Kontext wichtig, der im Gegensatz zu Ort und Zeit des Geschehens (Ost-Berlin, 1970er Jahre) außerordentlich aktuell und psychologisch hochbrisant ist. Dies betrifft Paul und Paula ebenso wie etwa Puccinis Politkrimi Tosca oder Verdis Rigoletto, die mehr als 100 Jahre nach ihrem Entstehen den Menschen heute noch sehr viel an psychologischer Erkenntnis zu geben vermögen, obwohl ihr politischer Kontext längst nicht mehr gegenwärtig ist.
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full score, on loan Carus 23.999/00, ISMN 979-0-007-19886-2 DIN A4, paperback
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set of parts, complete orchestral parts, on loan Carus 23.999/19, ISMN 979-0-007-19889-3 DIN A4, without cover
  • 1 x set of parts, harmony parts, on loan, flute 1, flute 2, oboe 1, oboe 2 + English horn, clarinet, saxophone, bassoon 1, bassoon 2, contrabassoon, horn, 3 trumpets, 4 trombones, tuba, percussion, E-Guitar, bass instrument (23.999/09)
     
    1 x individual part, violin 1, on loan (23.999/11)
     
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    1 x individual part, violoncello, on loan (23.999/14)
     
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Reviews

Ludger Vollmer: Paul und Paula oder Die Legende vom Glück ohne Ende

Mir ist ganz kommunistisch wohl
Vom Buch über den Film ins Musiktheater: Ludger Vollmers Oper „Paul und Paula“ wird in Nordhausen uraufgeführt

[....] Für den Komponisten Ludger Vollmer, 1961 in Berlin geboren, ist die Geschichte sowohl im Blick zurück als auch im Widerspruch zwischen privatem Glück und gesellschaftlichem Druck systemübergreifend aktuell. Zumal schon Plenzdorfs zweiter Teil die Konsumwelt im Vorschein ahnen lässt. Mit gutem Grund also hat Vollmer sich nicht auf das „Paul und Paula“-Melodram beschränkt und den stilistischen Fächer seiner Musik weit geöffnet: ein Genremix, der Kombination aus Gefühlsarchäologie und schnittbedingter Filmdramaturgie entschieden angemessen. Wobei er selbst Musical-Buntscheckigkeit nicht verschmäht. Puccineskes Melos, Schostakowitsch-Groteske, Weill-Eisler-Songs, allerlei Jazz-Spritzer, Rock, Rap und Raga, auch afrikanische Rhythmusraster wechseln kaleidoskopisch rasch ab. Fast ohrwurmartig einprägsam tönt manches, doch Vollmer ist klug genug, nicht allzu billig dem Affen Zucker zu geben. Im ersten Teil ist seine Musik nicht unbedingt wählerisch, im zweiten, auf den Schmerzensmann Paul konzentriert, wird sie dunkel-kompakter, dringlicher. In ihrer Heterogenität jedenfalls entspricht sie dem Puzzlecharakter des Ganzen. Sakral-weihevoll wabernder Legendenton ist seine Sache nicht: Insofern konterkariert seine Musik den Legendenüberbau im Stile auch herzhafter Ironie – ein pikantes musiktheatralisches Pendant zu „Good bye, Lenin“.
Das rührige kleine Theater im thüringischen Nordhausen hat sich mit großem Engagement der Uraufführung angenommen und dem Werk die Schubkraft verliehen, die es auch benötigt, und zwar musikalisch wie szenisch.
Unter Stefan Ottersbach agieren Orchester, Chor, auch Ballett vorzüglich und mit Elan. Annelie Theurer [gemeint ist hier sicherlich Paula: Anja Daniela Wagner] und Thomas Kohl sind in Stimme wie Aktion ein lebhaftes Paar, ganz ohne Legendenferne, die allenfalls Plenzdorfs „episch“ kommentierende alte Erzählerin noch einbringt. Dorotty Szalma hat dazu einen flotten Bilderbogen inszeniert, der nicht zuletzt von spielerisch gezeichneten Videoprojektionen lebt, in denen selbst die Plattenbauten mit der fast heiteren Eleganz des Vergänglichen versehen werden. Verglichen mit Siegfried Matthus’ am selben Wochenende uraufgeführter „Unendlicher Geschichte“ im großmächtigen Weimar, wirkt Vollmers Oper „Paul und Paula“ bei aller Bescheidenheit lebendiger.

Gerhard R. Koch
Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14. April 2004

Melodie, Moral und Moritat
In Nordhausen vergnügen sich Paul und Paula nun auch musikalisch auf der Theaterbühne

Ein neuer musiktheatralischer Stern ging in Nordhausen mit der Premiere von Ludger Vollmers Oper „Paul und Paula oder Die Legende vom Glück ohne Ende“ auf. Überschäumend vor Freude herzte der Komponist Ludger Vollmer, umrauscht von tosendem Beifall, Darsteller, die Regisseurin Dorotty Szalma und den Dirigenten Stefan Ottersbach. Bei ihm und auch bei Intendantin Dr. Monika Pirklbauer, die unmittelbar vor der Premiere noch von einer schweren Geburt sprach, purzelten die Steine der Anspannung. Nach Ulrich Plenzdorfs Roman sowie unter dem lyrisch einbezogenen Walther von der Vogelweide schuf der seit 1993 in Weimar freischaffend lebende Komponist Libretto und Musik. Vorahnungen, wonach der Texter dem Musiker im Wege stehen könnte, strafte die enorm fordernde Aufführung Lügen.
Dem um Klangfarben von E-Gitarre, Synthesizer und Drum-Set bereicherten Loh-Orchester mutete Vollmer kein vordergründiges Aufpeppen zu, sondern ein situatives Changieren mit den Stimmungen der Protagonisten. Selbstbewusst tangierte der Komponist mit seinem Opernerstling Pauls Glückserfahrung. Vollmers Bekenntnis zur Melodik, zum rhythmischen Drive und zu einer vom Film inspirierten Dramaturgie zeugten von Sorgfalt in Vielfalt.
Das Problem der genremäßigen Einordnung war dem Komponisten von Anfang an bewusst. Oper trifft, trotz Musicalelementen. Singspiel wäre antiquiert simpel. Mit „Meiner Person“ hatte Annelie Theurer eine erzählerische Paraderolle und erfüllte diese mit Würde, nicht nur angesichts des Todes als Bild gewordene Pietá. Der Instrumentenaufbau im hinteren Bühnenraum bedeutete zwar für Dorotty Szalma Einengung, die jedoch nicht spürbar war, denn moderne Videotechnik schuf die Illusion eines großen Raumes, war ein emotionales Gewand für lebensnahes „Steine sammeln, Steine zerstreun“ und bot Platz für den engagierten Chor, satirische Pointen, Bett und Kantilene.
Zudem sprechen „Paul und Paula“ auch Jugendliche an, die nicht in den Verhältnissen des realen DDR-Alltags aufgewachsen sind. Und die ans Heute angelehnten Klangsymbole sind wie Plenzdorfs Sujet eine Aufforderung, den Weg der Selbstfindung zu beschreiten. Abseits jeglichen Collagegedankens markiert das salomonische Bibelwort „Ein jegliches hat seine Zeit“ die Dimension modernen Glücksrittertums.
Die melodische Geradlinigkeit Pauls kam Thomas Kohl entgegen. Doch wenn ihn moralische Pflichten rufen, ruft er vollkommen natürlich seine Opernstimme ab. Anja Daniela Wagner (Paula/Laura) saß sicher im Opernsattel. Ihr Moritat an der Kantinenkasse assistierte Blasmusiksound, ihre Neckereien unterstützte hüpfendes Xylofon. Als Pauls Frau tanzte Brigitte Roth Charleston, schmiegte sich arios an Cellokantilenen an. Quasi als Ausdruck eines frommen Wunsches unterstützte das Orchester in Perpetuum-mobile-Manier ihren erotischen Liebesakt mit Paul. Herr Saft (Kurt Zuber) überzeugte dagegen als kontrapunktischer Notnagel im Beziehungs-Terzett.
Seine Hochachtung für die italienischen Opernahnen mag Vollmer dazu bewegt haben, die „Zuhörer als Partner anzusehen“. Die Partnervermittlung in Nordhausen berechtigt zu schönen rezeptiven Hoffnungen.

Dr. Ursula Mielke
Quelle: Thüringer Allgemeine, 14. April 2004

Entfesselnde Kraft der Liebe
In Nordhausen wurde Ludger Vollmers „Paul und Paula“-Oper uraufgeführt

[...] Lang möge sie leben, die Oper, denn Ludger Vollmer, dem aus Weimar stammenden Komponisten, ist mit dem Libretto und der Musik ein eigenständiger, in sich stimmiger, in mancher Hinsicht sogar kühner Wurf gelungen. Das Nordhäuser Ensemble hat diesen gemeinsam mit dem von Stefan Ottersbach geleiteten Loh-Orchester auf die Bühne gebracht.
Legenden wollen überliefert werden. In Nordhausen erinnert sich die Schauspielerin Annelie Theurer der Liebestragödie von nebenan und führt im Stile einer Troubadourin im Rollstuhl durch die Geschichte. Beinahe wie im Film reiht sich da Szene an Szene, tragen Orchester und Chor über Ort und Zeit hinweg. Dank Wolfgang Rauschnings fantastischer Bühnenbild-Idee wird der Fluss niemals gebremst, eher noch beschleunigt: Als Kulissen hängen verschiebbare Tafeln herab, auf die wie mit Geisterhand Türen, Fenster, Möbel, Fresken, ja sogar flackernde Kerzen skizziert und wenig später wieder fortgewischt werden – man fühlt sich an die Zeichentricktechnik von William Kentridge erinnert.
Vollmer hat auf jegliche Anklänge an die Filmmusik verzichtet. Seine Kompositionen nehmen zwar – auch was den Einsatz von E-Gitarre und Synthesizer betrifft – bewusst Elemente des Pop in sich auf, bedienen aber weitestgehend die Funktionen der Oper, die bei ihm von sehr alter europäischer und zeitgenössischer außereuropäischer Musik inspiriert ist. Eingängige Sologesangs- und Chorpassagen wechseln mit pulsierender Rhythmik, letztere wird von einem Drum-Set auf der Hinterbühne noch verstärkt.

Frank Quilitzsch
Quelle: TLZ, 13.04.04

Humor und Tragik

Die in Budapest geborene Dorotty Szalma inszeniert mit viel Humor und Gespür für den tragischen Konflikt; der Humor ist nötig, da die Plenzdorfschen Figuren oft Alltagssprache sprechen – und nun auch singen. In solchen Passagen steht das Libretto dem Musical näher, was auch der Chor der Berliner Bauarbeiter – „Durst! Durst! Durst!“ skandierend – unterstreicht. ...
Am überzeugendsten wirkt die Oper, wo sie den Naturalismus der Szenen aufhebt oder den Alltag verfremdet. Verse von Walther von der Vogelweide treffen den Legendenton. Paulas Rap vom Kohlenschleppen ist eine gelungene parodistische Einlage. Auch reden hat seine Zeit – Salomos Lied wird nicht gesungen, sondern gesprochen. Letztlich entspringt die entfesselnde Kraft der Liebe aus der beispielhaften Ensembleleistung, zu der auch das von Birgit Relitzki choreografierte Ballett beiträgt. Ulrich Plenzdorf war von der Uraufführung begeistert. Zum Schlussapplaus wurde der 69-Jährige von Paul, Paula-Laura und Ludger auf die Bühne geholt. Höchste Zeit, sich die Oper in Nordhausen anzuschauen.
Frank Quilitzsch

Quelle: Thüringische Landeszeitung, 13. April 2004

Neuer Unterhaltungstrend bei Opern-Premieren
Publikum feiert „Paul und Paula“, „Unendliche Geschichte“ und „Flight“

Vier Premieren haben zu Ostern die Spielpläne mit neuen Opern bereichert: In Leipzig ging die deutsche Uraufführung von Jonathan Doves „Flight“ über die Bühne. In Nordhausen inszenierte Dorotty Szalma Ludger Vollmers „Paul und Paula“ nach dem Roman Ulrich Plenzdorfs. In Weimar und Trier wurde „Die unendliche Geschichte“ von Siegfried Matthus nach Michael Ende aus der Taufe gehoben. Mit diesen Werken zeigen die Macher zeitgenössischen Musiktheaters sowohl in der Stoff-Wahl als auch bei der musikalischen Umsetzung ein neues Interesse am Publikum. ...
Die drei Werke kamen beim Publikum gut an. In Nordhausen zeigte sich auch Autor Ulrich Plenzdorf begeistert von der Veroperung seines Romans.

Quelle: Leipziger Volkszeitung, 13. April 2004

Plenzdorfs „Paul und Paula“ als Oper uraufgeführt

Nordhausen (dpa) – Ulrich Plenzdorfs DDR-Kultroman „Paul und Paula oder Die Legende vom Glück ohne Ende“ (1974) ist am Osterwochenende im thüringischen Nordhausen mit großem Erfolg jetzt auch als Oper uraufgeführt worden.
Der Weimarer Komponist Ludger Vollmer (Jahrgang 1961) hat sich in seiner ersten Oper an die Geschichte der beiden Liebenden herangewagt, die in den 70er und 80er Jahren zu heftigen Diskussionen in der DDR führte und das Lebensgefühl der jungen Generation dort traf. Die Liebesgeschichte gibt es bereits neben dem Roman als DEFA-Film von Heiner Carow (1973) und als Theaterversion (1983 in Regie von Freya Klier in Schwedt uraufgeführt).
Das Opern-Premierenpublikum feierte das Ensemble, den Komponisten Ludger Vollmer und einen begeisterten Autor Plenzdorf am Karfreitagabend mit langem Beifall. Regie führte die Ungarin Dorotty Szalma, die musikalische Leitung hatte Stefan Ottersbach.
Vollmer, der auch das Libretto verfasste, blieb in seiner Version nahe an Plenzdorfs Original. Zur Unterstreichung bestimmter Stimmungen fasste Vollmer die Prosa in Songtexte und Rap-Lyrik. Auch beim Minnesänger Walther von der Vogelweide nahm er Anleihe. Zu hören sind die Verse „Jegliches hat seine Zeit“, die Plenzdorf den alttestamentarischen Weisheiten des Königs Salomo entlehnt hat.
Vollmer nutzt für seine Oper die unterschiedlichsten Stilmittel – von Oper, über Musical bis Jazz und Rock. Selbst Trillerpfeife, Autohupe und Waschbrett kommen zum Einsatz. Trotz der Vielfalt der Musikmittel entsteht ein einheitliches Bild, in dem Vollmer mit viel Vorsicht und Gespür die rührende Liebesgeschichte anschaulich illustriert. ...

Quelle: dpa - Meldung vom 12. April 2004

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